Das Gelb der Quitten

Dina Sikirić

Das Gelb der Quitten

Gedichte

2018

Bodoni Drucke (BD)

handgedruckte Heftbroschur

ISBN 978-3-03740-128-6

Preis CHF 30.00

Preis EUR 28.00

 

Dina Sikirić gelingt es, einzelne Augenblicke in Bildern einzufangen und sie in einem feinmaschigen Wortnetz festzuhalten. Auch ihr Publikum weiß sie in diesen Netzen zu verstricken, aufdass wir uns mit ihr drehen, innehalten und nachdenken über ungewöhnliche Vergleiche, die stutzen lassen, manchmal gar schockieren.
Harmonisch bewegt sie sich zwischen verschiedenen Sprachwelten und Kulturen, zwischen scharfsinnigem Wachen und (Alb-)Traumfragmenten, zwischen Liebesglück und Trennung. Und über alledem steht der Mond, unveränderlich wechselhaft.

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Aus der Einführung zur Buchvernissage:

Von der ersten grossen Reise aus Zagreb nach Basel und den ersten 3 Jahren im „Hinkunftsland“ Schweiz, hat Dina Sikiric aus der Perspektive des fünf- bis acht-jährigen Mädchens, das sie war und ist in ihrer ersten Buchpublikation Was den Fluss bewegt erzählt. […]
Nun ist Das Gelb der Quitten die zweite Publikation von Dina Sikirić, und ich persönlich war voller Freude sehr gespannt darauf, zu sehen, wie sich das Mädchen aus der Erzählung in den Gedichten und durch die Gedichte Bahn bricht.

Genau dieses selbe kleine Mädchen ist mir in zweien der Gedichte begegnet. In den anderen ist das Mädchen grösser geworden, weiser, eine Liebende.
Wir finden eine tiefe Anfänglichkeit, eine Verbundenheit der Frau mit dem Kind in sich, das seine Sinne auslebt. In allen Gedichten, so scheint mir, ist der Blick des Kindes der Ausgangspunkt für alles.

In Giornico bei Nacht, dem ersten Gedicht im Band […] sind die Strassenlaternen «Sprösslinge» des Mondes. In den Stimmen von Marrakesch lobpreist ein „junger“ Hahn zusammen mit den Muezzins, deren Stimmen aus den Lautsprechern scheppern, den Tag, in Schlaflos ist das Stöhnen der Liebenden ein Kinderlied für den Geliebten, in Schwierige Verständigung ist die lautmalerische, anfängliche Qualität der Sprache das Sehnsuchtsmoment.

Durch den Band hindurch […] wird die hauchzarte Verbindung zwischen Mensch Tier/Pflanze und Ding (wieder)hergestellt und der wahrnehmbare Kreislauf zwischen Belebtem und Unbelebtem in seiner Erneuerungskraft gefeiert.
Wir sehen in der Frau das Mädchen und im Mädchen die Frau, die befreit von allen abstrakten Banden ihre Lust aus der Lust am Erleben der Wahrnehmung gewinnt.
Mein Lieblingsgedicht ist in der Tat das Gedicht Was bleiben wird, das vom titelgebenden Gelb der Quitten handelt, vom Leuchten dieses Moments der Ununterscheidbarkeit von Objekt und Subjekt im Wunder der Wahrnehmung. Das Gedicht ist eine Eloge an das Auge und an die Erinnerung, die auch in den Dingen steckt, und uns eine andere Art von Geborgenheit zuteil werden lässt.

Die auserlesenen Gedichte im Gelb der Quitten sind kleine Strassenlaternen, die den Mond besingen. In diesem Band versammelt, erzählen sie vom Kosmos, dem wir alle angehören. In dieser Erzählung erkennen wir die Stimme aus Was den Fluss bewegt wieder, einem Text, der selbst zwar mit Erzählung bezeichnet, aber eigentlich ein Elementargedicht über die Reise des Wesens durch die Zeit ist.

Ich ende mit einem Zitat, das nicht von Dina stammt, das aber meiner Meinung nach diesen kosmischen Blick, dessen Werden sie in ihren beiden Büchern aufgezeichnet hat, und der mir so gefällt, entspricht:
«Sie sehnte sich, die Reise der Lust aus der Lust anzutreten, die der Mensch als Waisenkind auf sich nimmt, um in eine molekulare Ahnenschaft einzugehen, die anonymer ist als Vormundschaft und Blutsverwandtschaft, und doch die Seele besser nährt.» (Leonhard Cohen)

Viktoria Dimitrova Popova
Zur Buchvernissage am 17. Oktober 2018 in der Buchhandlung Bachletten, Basel