Dies sind keine beruhigenden, schönheitstrunkenen Verse, die unter der weißen Filzkappe daherkommen. Der Autor ist in Mazedonien geboren, hat in Kosovo die albanische Sprache und Lebensart gelernt – und auch, sich für die Rechte der Albaner einzusetzen. Letzteres büßte er mit Gefängnis, emigrierte später in die Schweiz, lernte hier Deutsch. In diesem Deutsch und aus seinen Erfahrungen schreibt er seine Gedichte zu Menschen und Tieren, zu inneren Katastrophen und äußeren Freuden, zu schwieriger Heimat und gelebter Fremde. Die bildhafte Sprache erinnert an kräftig geführte Holzschnitte, mit denen durchaus auch zarte, gar zärtliche Bilder möglich sind. Isuf Sherifis Gedichte reiben sich ununterbrochen am Leben; dadurch bekommen wir ungewohnte, kritische, belebende Einsichten zu Dingen und Ideen, mit denen wir leben.
«Die ursprüngliche Wut des Dichters hat sich gelegt. Geblieben ist die Enttäuschung, und hörbar bleibt Melancholie. Die Skepsis. Was Isuf Sherifis Lyrik kennzeichnet: Präzision. Alles ist Aussage, alles ist Inhalt. Es gibt kaum physisch sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit. Sherifis Dichtung ist Kondensat. Sie verzichtet weitgehend auf Rhythmik, auf Musikalität, sie verzichtet auf jedes Sprachgeplänkel. Sie i s t . [...]
Isuf Sherifis Texte geben einem das Gefühl, selbst Teilnehmer zu sein einer seinerzeit erdrosselten, halb erstickten Gesellschaft, von durchstandenem Terror, jetzt aber Überlebender zu sein, durchdrungen vom Willen, trotz oder gerade wegen allem Zukunft zu gestalten, da Hoffnung mehr sein könnte als ein leeres Wort.» Fred Kurer, Saiten, 19. November 2017
«In seinen Gedichten breitet er seine Seelenlandschaft aus, kurz und knapp, aber nicht nüchtern, sondern mit einer durch Erschütterungen noch nachschwingenden Präzision und einer Kraft, die selten etwas Haltloses hat, manchmal etwas Stoisches und die tiefe Abdrücke mit wenigen Worten hinterlässt. Dokumentierend und doch belebt durch Emotionales, erzeugt Sherifis Dichtung eine Art Zeitlupeneffekt, der einem die Worte mit ungewohntem Nachdruck einflößt.» Timo Brandt, Signaturen, 25. Dezember 2017