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Unkraut im Dach

orte – Schweizer Literaturzeitschrift 157

Unkraut im Dach

lieferbare Lyrik aus elf Sprachräumen von einundvierzig Autorinnen und Autoren im Waldgut Verlag Frauenfeld

Oberegg Dez 2008

 

Zu beziehen ist das Heft unter: www.orteverlag.ch

Pressestimmen:

«Der Nagel auf den Kopf
Sich auf den ersten Blick in ein Gedicht verlieben? Dieser Frage gehen die meisten Lyrikbegeisterten nach. Der eine findet oder der andere eben nicht. Wie sagt Beat Brechbühl im Grußwort von orte 157: ‹Von manchen Gedichten werden Sie begeistert sein, dann wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.›
Ich habe beides getan und immer wieder mit begeisterter Lust und Neugierde aufs nächste. Es ist eine derart interessante Zusammenstellung, weit gefächert und sehr lebendig, was die Auswahl der Autoren angeht als auch deren Gedichte. Das ist für mich Lyrik, die mich trägt und uns verbindet.
2008 war für mich ein Rezensionsjahr. Und mit manchem Autor habe ich mich sehr schwer getan. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal war es mir zu langweilig, mal waren enorm viele Verdopplungen drin, wie sie mir persönlich nicht gefallen. Mal fehlten mir kräftige Methapern. Ein anderes Mal hat es mich einfach nicht berührt, so bekannt der Autor auch sein mochte. Unkraut im Dach liegt vor mir und ich fühle mich frei, mit den nötigen Details geschrieben, die mich berühren und ansprechen. Allein schon vom äußeren Erscheinungsbild her ist das Heft sehr gelungen. Auf jeder Seite sind im wahrsten Sinne des Wortes Augenblicke, darunter die Gedichte, abgerundet mit einem zusammenfassenden Satz in schönster Schreibschrift. Wunderbar.
Und wie fragt Beat Brechbühl noch einmal nach: Entführt es mich? Hat es eine eigene Magie? Ja. Unkraut im Dach entführt mich in die geheimnisvolle Welt der Lyrik. Da mir, bis auf einige Ausnahmen, die Autoren nicht allzu sehr bekannt sind, fällt es mir noch leichter objektiv zu sein. Und so sind es nur die Worte eines Rainer Brambach, nicht der Name, (dessen Kofferöffnung lohnend und zugleich beglückend ist, wie die im Übrigen kleinen Anmerkungen zu jedem Autor, die ich sehr witzig finde) mit Untermiete, der mich begeistert.
‹... du bist die Schönste / außer der Katze, / bei der du in Untermiete wohnst. / ...›
Oder ein Peter Gisi mit seinen (starken) Bildern, denen natürlich nichts an feiner Sensibilität fehlt.
‹Auf den Chefetagen herrscht
Hochbetrieb.
Teppiche so tief, dass die Manager
bis zu den Hüften
drin versinken.›
Was für eine Ironie, die dieser Mann hier zugrunde legt. Die Betrachtung einer Stadt, wie sie hintergründiger nicht sein kann. Natürlich will ich jetzt nicht nur die deutschsprachigen Autoren anführen und möchte auch etwas zu dieser neuen, sehr gekonnten Verbrüderung beitragen. Doch es fällt mir an dieser Stelle schwer, das eine oder andere, für mich vielleicht berührendste Gedicht herauszupicken. Unkraut im Dach hat mich in seiner Gesamtheit angesprochen, das eine Gedicht mehr, das andere vielleicht etwas weniger. Deswegen wird die Auswahl ja nicht leichter. Ich entscheide mich für Concha García und ihren (anders gedachten) Gewohnheiten, dessen überraschende Wortwahl vielleicht das nachhaltigste Gefühl in mir erweckt.
‹Ich habe mich ausgestreckt auf dem frischen Gefühl das der Tau an Nebeltagen hinterlässt. ...›
Concha García trifft den Nagel auf den Kopf, würde man bei uns im Westfälischen sagen. Es ist früher Morgen, mein Blick zieht immer wieder über die Dächer unserer Kleinstadt, in dessen Nacken noch der frühe Nebel klebt. Die letzte Nacht hat das Unkraut frieren lassen und verstopft nun zum Leidwesen der meisten Menschen die Regenrinnen. Übrigens, ich mag jetzt Unkraut. ‹Wie die Blätter vom Baum fallen uns Bücher ins Haus. Nun kann er kommen, der dunkle, kalte, lange Winter›, schrieb einst der deutsche Poet Hans Bender. Nein, nicht nur der Winter, auch der Frühling, denn diese orte-Ausgabe ist ebenso erfrischend frühlingsleicht.» Carmen Caputo

 

 
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