Die Frauenfelder Buch- und Handpressen-Messe zeigte eine Werkschau von Büchern, Gestaltung, Drucken, Einbänden und Papieren. Ausstellende reisten aus Deutschland, Österreich, Tessin, Frankreich, und sogar aus Irland an. Laut Bodoni-Club, der Veranstalter mit Walgut Verlag, besuchten etwas mehr als 1'000 Interessierte die Messe im Eisenwerk.
Der Thurgauer Regierungsrat Dr. Claudius Graf-Schelling zeigte sich in seiner Eröffnungsrede von der Co-Existenz zwischen der digitalen und gedruckten Buchwelt überzeugt.
Vor 20 Jahren gründete der Schriftsteller und Verleger Beat Brechbühl die sogenannte HPM, die seit einigen vom Förderverein Bodoni Club mitorganisiert wird.
Auf der Messe, die in zwei Hallen im historischen Eisenwerk in Frauenfeld stattfand, präsentierten sich alte Handwerke im Bereich Druck und Papier und zeigten zeitgenössische, künstlerische Anwendungsmöglichkeiten von Bleisatz, Handpressendruck, Kupfertiefdruck, Handbuchbinderei, Holz- und Linolschnitt, Typografie, Papierschöpfen, Papierkunst, Druckkunst und Künstlerbuch.
Viele der Aussteller führten ihre Kunst live am Stand vor, wozu zuvor mitunter tonnenschwere Maschinen in die Werkhalle manövriert wurden. Die Besucher und Besucherinnen beobachteten die Arbeiten und kamen mit den Künstlern ins Gespräch. Und natürlich konnten sie alles, woran sie Gefallen fanden, käuflich erwerben: alte und neue Bücher, Handpressendrucke, Einblattdrucke, Alben und Kassetten, Marmor- und Künstlerpapiere, hand- und maschinengeschöpftes Bütten, Kunst und Kleinkunst, Karten und Geschenke.
Die «Schwarze Kunst» – so nennen die Handpressendrucker ihr Gewerk, inspiriert von der Farbe ihrer Fingerspitzen – findet beständig neue Adepten, die mit frischen Gestaltungs- und Anwendungsideen das alte Handwerk lebendig halten.
Wein im Tetrapak? Bodoni-Club-Präsident Urs Heinz Aerni sagte gegenüber der Presse (Interview im Regionalfernsehen), dass ein schönes Buch mit einer edlen Rotweinflasche zu vergleichen sei – «oder trinken Sie lieber aus dem Tetrapak?».
Ehrengast 2012 war Gerda Ritzmann aus Brisone (Tessin) und Balterswil (Thurgau). Die Papierkünstlerin falzte und formte Bilder, Objekte und Skulpturen aus Papier. Auf der HPM hat sie nicht nur ihre Werke ausgestelt, sondern darüber hinaus in einer dreitägigen Live-Performance ein Kunstwerk erschaffen, dessen Materialbasis die Aussteller der HPM zur Verfügung stellten. Es enstand ein Objekt aus Drucken und Fehldrucken der zahlreichen angereisten Handpressen.